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Verzögerung durch die Salzbachtalbrücke: Der Pilotversuch in den grünen Containern neben den Klärbecken musste wegen der Sprengung zurückstehen. Bild: Frank Röth
Eine vierte und fünfte Reinigungsstufe könnte das Abwasser frei von Mikroplastik und gefährlichen Keimen machen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.
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G rün ist die Farbe der Hoffnung. Wenn in einigen Jahren großtechnisch nachgebaut worden ist, was sich derzeit in einem unscheinbaren grünen Container auf dem Areal des Wiesbadener Hauptklärwerks verbirgt, dann könnte das Abwasser der knapp 300.000 Einwohner, der Einpendler und Unternehmen deutlich sauberer in den Rhein entlassen werden, als es die bislang drei Reinigungsstufen ermöglichen. Gut zweieinhalb Jahre nach dem Beginn eines Pilotprojekts zur Abwasserreinigung zieht Susanne Lackner von der Technischen Universität Darmstadt eine ermutigende Zwischenbilanz.
Das zweistufige Verfahren ist vielversprechend: Der sogenannte Nachlauf der drei Reinigungsstufen wird in einem ersten Schritt mit Aktivkohle versetzt und in einem zweiten Schritt durch eine Kunststoffmembran gepumpt. Das überstehen nach den bisherigen Analysen nur zehn von 100.000 Bakterien, und das noch im Wasser enthaltene Mikroplastik wird sogar zu 100 Prozent herausgefiltert.
Die vierte (Aktivkohle) und fünfte (Membran) Reinigungsstufe können nach der Überzeugung der Wissenschaftler Leben retten. Denn sie holen die gefährlichen multiresistenten, pathogenen Keime und Viren aus dem Wasser. „Die wollen wir dort nicht mehr haben“, sagt Lackner, auch wenn der Gesetzgeber die Reinigungsstufe noch nicht explizit vorschreibt. Doch bei den Wiesbadener Entsorgungsbetrieben gehen die Verantwortlichen davon aus, dass die europäische Wasserrahmenrichtlinie über kurz oder lang nach der mechanischen und biologischen auch die „bakterielle“ Reinigung des Abwassers vorschreiben wird.
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Bei den Entsorgungsbetrieben hat sich die Leitung schon Gedanken über die Kosten für eine großtechnische Lösung gemacht. Eine grob geschätzte, unverbindliche „Hausnummer“ lautet auf 30 bis 35 Millionen Euro. Zudem könnte der Strombedarf der Kläranlage um zehn Prozent wachsen. Heruntergebrochen auf den Verbraucher, rechnet Lackner mit Mehrkosten von maximal zehn Euro je Person und Jahr. Die fernüberwachte Versuchsanlage, durch die stündlich bis zu 25 Kubikmeter Wiesbadener Abwasser fließen, soll noch etwa neun Monate in Betrieb sein, um weitere Erfahrungen zu gewinnen und um Technik, Prozesse und Abläufe weiter zu optimieren.
Lackner will vor allem herausfinden, welche Fragmente die Membran aus welchen Gründen noch überwinden können. Denn die Kunststoffmembran hat Poren mit einer Durchlässigkeit von nur 0,04 Mikrometer. Ein Bakterium ist jedoch ein bis zwei Mikrometer groß, sodass eigentlich kein Durchkommen ist. Doch auch Teile des Bakteriums können noch gefährlich sein und ihre zerstörerische DNA-Botschaft weitergeben.
Ob und wann die Erweiterung des Klärwerks kommt, ist noch ungewiss. Vermutlich sind fünf bis sieben Jahre zu veranschlagen, wenn der technische Weg eindeutig geklärt ist. Das Hauptklärwerk Wiesbaden gehört zu den großen Anlagen seiner Art in Deutschland und kann stündlich bis zu 7000 Kubikmeter Abwasser reinigen. Täglich werden rund 50.000 Kubikmeter gereinigt und in den Rhein geleitet.
Bislang konzentriert sich dieser Vorgang darauf, ungelöste Schmutzstoffe mechanisch zu entfernen und gelöste Stoffe biologisch durch Mikroorganismen abzubauen. Mikroplastik und Medikamentenrückstände sowie die multiresistenten Keime und andere Spurenstoffe werden bislang nicht beachtet, weil konventionelle Kläranlagen darauf nicht ausgelegt sind. Doch das membrangestützte Pulveraktivkohle-Verfahren kann nach Überzeugung von Lackner die Lösung bringen. Denn die Keime und Spurenstoffe heften sich an die Aktivkohle und können so leicht entfernt werden. Dabei entsteht zwar in geringer Menge noch weiterer Klärschlamm, doch der kann verbrannt werden.
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Das Forschungsprojekt wird vom Bund unterstützt und finanziell mit 400.000 Euro gefördert. Eigentlich hätte das Projekt schon abgeschlossen sein sollen. Doch ein Virus namens Corona führte ebenso zu Verzögerungen wie die Havarie und anschließende Sprengung der Salzbachtalbrücke, denn der grüne Container stand im besonders gefährdeten Radius. Inzwischen läuft der Versuchsbetrieb auf Hochtouren weiter. Und Lackner ist zufrieden und optimistisch: „Es funktioniert.“
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Abwasserreinigung: Keine Bakterie kommt durch die Pore
Keine Chance für Keime und Viren
Eine vierte und fünfte Reinigungsstufe könnte das Abwasser frei von Mikroplastik und gefährlichen Keimen machen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.
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