Mariella D'Auria hat Endometriose. Bei der gynäkologischen Krankheit handelt es sich um gutartige, aber schmerzhafte Wucherungen aus Gewebe, welche meist im unteren Bauch- und Beckenbereich, an den Eierstöcken, am oder im Darm sowie in tieferen Wandschichten der Gebärmutter wachsen. Grundsätzlich kann sich das sogenannte endometriumartige Gewebe überall im Körper festsetzen. Spüren tun betroffene Frauen die Schmerzen während des Monatszyklus, da in dieser Zeit die Herde wachsen. Die Krankheit führt zu krampfartigen Beschwerden sowie Bauch- und Rückenschmerzen. Das Gewebe blutet während der Periode mit, wodurch das Blut nicht abfließen kann und sich häufig Blut-Zysten bilden.
Durch Endometriose sinkt die Fruchtbarkeit bei den betroffenen Frauen um 50 Prozent. Bei Anfang 20-Jährigen sinkt die Wahrscheinlichkeit auf natürlichem Wege schwanger zu werden, auf 12 bis 15 Prozent. Bei einer etwa 35-Jährigen liegt die Zahl etwas niedriger bei 6 bis 7,5 Prozent. Im Vergleich dazu liegt die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden bei einer gesunden Frau im gleichen Alter bei fast 15 Prozent. Mehr zu dem Thema finden Sie in unserem Artikel "Nicht schwanger wegen Endometriose?"
Viele Frauen wissen nicht viel über die Krankheit Endometriose, da sie oft mit Regelschmerzen gleichgesetzt und dadurch nicht weiter hinterfragt wird. Wie war das bei dir vor der Diagnose? Mariella: Bei mir fing das tatsächlich bewusst erst mit dem Absetzen der Pille an. Als ich danach meine erste reguläre Periode bekam, habe ich so starke Schmerzen bekommen, dass ich wirklich dachte: "Das kann doch nicht normal sein." Ich hatte zwar auch mit der Pille immer Schmerzen und musste Tabletten nehmen, aber so extrem war es vorher noch nicht. Ich musste mich übergeben, bin ohnmächtig geworden und konnte das gar nicht mehr kontrollieren. An dem Tag, an dem meine Tage anfingen, konnte ich auch nicht alleine sein – was wäre, wenn ich umfalle und niemand in meiner Nähe ist? So hat sich die Endometriose bei mir also geäußert, aber zu diesem Zeitpunkt wurde mir noch von meinem Frauenarzt eingeredet, dass ich vielleicht nur stärker reagiere. Ich dachte dann auch, dass ich einfach schmerzempfindlicher bin.
Wie lange hat es dann bei dir gedauert, bis du die Diagnose Endometriose bekommen hast? Ich habe natürlich mit meinem Frauenarzt darüber gesprochen und das sogar in den Raum geworfen, weil ich immer mal wieder von Endometriose gehört habe. Mein Arzt hat das direkt verneint und dann ist das so ein bisschen stehengeblieben. Ich habe mich mit meinen Schmerzen nicht ernst genommen gefühlt. Bis ich dann die Diagnose hatte, hat es ca. ein Jahr gedauert, aber auch nur, weil ich hartnäckig geblieben bin und ich mich selbst darum gekümmert habe. Ich bin in eine Fachklinik für Endometriose gegangen und habe mich dort untersuchen sowie beraten lassen.
Es ist ja ein sehr individuelles Erlebnis, aber kannst du dir vorstellen, warum das so ist, dass es nur sehr selten entdeckt wird? Ich glaube, dass das bei mir mit diesem einen Jahr noch ziemlich schnell war. Ich habe mit vielen Frauen gesprochen, die teilweise bis zu zehn Jahre auf eine Diagnose gewartet haben. Ich kann mir vorstellen, dass es daran liegt, dass viele Frauen sowie Ärzt:innen sich nicht so viel mit dem Thema beschäftigen. Das kann ich zumindest aus meiner Erfahrung sagen.
Wie bist du nach der Diagnose damit umgegangen? Ich hatte von Anfang an schon das Gefühl, dass es sein kann, weil meine Symptomatik eins zu eins zu dieser Erkrankung passt. Trotzdem dachte ich, dass schon alles gut sein wird und ich vielleicht wirklich einfach nur schmerzempfindlich bin. Nach der offiziellen Diagnose war ich dann geschockt und unfassbar traurig. Ich habe auch noch während der Untersuchung angefangen zu weinen, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass das wirklich so ist und dass ich wirklich eine von den Frauen bin, die Endometriose haben. Trotzdem wurde ich gut aufgefangen und in der Klinik sehr gut beraten. Ich habe danach auch meine Frauenärztin gewechselt, die sich sehr gut mit dem Thema auskennt und mir dadurch etwas die Angst genommen hat.
Was hat dir Angst gemacht? Das, was mir am meisten Angst gemacht hat, war, was ich vorher gelesen hatte und mir auch in der Klinik gesagt wurde. Und zwar, dass es schwierig wird, auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Es fiel dann auch direkt das Wort Kinderwunsch-Klinik und das konnte ich gar nicht fassen. Ich bin 26 Jahre alt und plötzlich sollte ich über eine Kinderwunsch-Klinik nachdenken? Dieser Gedanke und die Vorstellung, dass ich vielleicht keine Kinder bekommen kann, hat mir wirklich Angst gemacht. Was ist, wenn es wirklich nicht klappt?
Was hat dir in der Zeit Mut gemacht? Oh, das ist schwierig zu beantworten. Vielleicht zum Teil die Gedanken, die ich auch vor der Diagnose hatte. "Vielleicht habe ich es doch nicht. Vielleicht bin ich eine der Frauen, die Glück hat und doch schwanger werden kann – ohne künstliche Befruchtung oder Kinderwunsch-Klinik." Und da hat mir dann auch meine Frauenärztin Mut gemacht, die dann gesagt hat, dass ich es einfach versuchen soll und wir danach weiterschauen. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben.
Und dann bist du ja auch schwanger geworden. Wie hast du darauf reagiert? Es hat wirklich zu einem totalen Chaos in meinem Kopf geführt. Einerseits dachte ich, das klappt bestimmt und alles wird gut. Andererseits habe ich erwartet, dass es nicht klappt. Eine Schwangerschaft ist ja auch immer ein Wunder. Dann habe ich den Test gemacht und er war positiv. Da ging mir direkt durch den Kopf: "Bilde ich mir das ein?" Ich habe eigentlich nicht damit gerechnet und direkt ein paar Freudentränen vergossen. Das Chaos ging dann weiter, weil ich dachte, dass der Test vielleicht falsch positiv war. Meine Frauenärztin hat mir dann aber bestätigt, dass ich schwanger bin und zwar mit Zwillingen. Das war so ein Moment, in dem ich fast umgekippt wäre, wenn ich nicht auf dem Stuhl gelegen hätte (lacht).
Beeinflusst es die Schwangerschaft? Ich habe jetzt nicht so viel medizinisches Wissen, aber während der Schwangerschaft sollte ich damit keine Probleme haben und es können sich auch keine weiteren Herde bilden. Das kommt vermutlich durch die Hormonumstellung, weil sich die Gewebeveränderungen nur während der Periode bilden können. Dadurch, dass diese während der Schwangerschaft ausbleibt, können sich keine neuen Entzündungen bilden. Einige Frauen haben nach der Schwangerschaft auch keine Probleme mehr und andere wiederum bekommen es direkt wieder oder sogar schlimmer als vorher.
Was würdest du Frauen mit auf den Weg geben, die ebenfalls erkrankt sind? Ich finde es wichtig, dass immer mehr Aufklärung stattfindet und es dadurch die Frauen erreicht. Viele wissen gar nicht, dass es die Krankheit gibt und glauben, dass ihre Schmerzen vielleicht ganz normal sind. Es stellen sich viele Fragen, denn wo fängt man an, wenn man die Befürchtung hat, dass es Endometriose ist? Was sind das für Schmerzen? Was ist los mit mir? Diese Fragen sind ganz normal, aber sie müssen auch beantwortet werden. Frauen müssen auf diesem Weg mehr unterstützt werden. Das finde ich total wichtig. Außerdem hoffe ich, dass ich Frauen mit meiner Geschichte Mut machen und Hoffnung schenken kann, dass es mit dem Kinderwunsch trotzdem klappt. Denn Wunder passieren immer wieder.
Dieser Artikel ist ursprünglich bei Eltern.de erschienen
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