Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor - zuerst als Redakteurin und seit 2012 als freie Autorin.
Menschen mit Laktoseintoleranz vertragen Milch und Milchprodukte nicht oder nur schlecht. Grund ist ein Enzymmangel. Die häufigsten Symptome bei Laktoseintoleranz sind Blähungen, Bauchkrämpfe und Durchfall. Die Laktoseintoleranz kann sich aber auch außerhalb des Magen-Darm-Trakts bemerkbar machen. Lesen Sie hier, wodurch die Nahrungsmittelunverträglichkeit ausgelöst wird, woran Sie sie erkennen und was Sie gegen die Beschwerden tun können.
Laktoseintoleranz ist eine Form von Nahrungsmittelunverträglichkeit (Nahrungsmittelintoleranz). Betroffene Menschen vertragen Milchzucker (Laktose) nicht oder nur in geringen Mengen. Grund dafür ist ein Enzymmangel:
Milchzucker (Laktose) ist ein natürlicher Bestandteil von Milch und Milchprodukten sowie zudem verschiedenen anderen Lebensmitteln zugesetzt. Es handelt sich um einen Zweifachzucker (Disaccharid), der als solcher nicht von der Dünndarmschleimhaut aufgenommen werden kann. Dafür muss er zuerst in seine zwei Bestandteile – die Einzelzucker Galaktose und Glukose - zerlegt werden. Diese können dann die Darmwand passieren.
Für die Aufspaltung der Laktose in ihre Bausteine ist das Enzym Laktase notwendig. Es wird normalerweise von den Schleimzellen im Dünndarm produziert. Menschen mit Laktoseintoleranz allerdings können entweder gar keine Laktase bilden oder aber nur in nicht ausreichendem Maße.
Die Folge: Der Milchzucker wandert unverändert vom Dünndarm weiter in den Dickdarm. Dort dient er Bakterien als Nahrung. Dabei bleiben Abfallprodukte übrig, die dann die typischen Beschwerden auslösen. Zu diesen Abfallstoffen gehören unter anderem Milchsäuren, kurzkettige Fettsäuren und Gase wie Wasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Methan.
Obwohl der Grund für eine Laktoseintoleranz letztlich immer ein Mangel des Enzyms Laktase ist, kann es auf verschiedenen Wegen zu diesem Mangel kommen. Dementsprechend sind die Beschwerden unterschiedlich ausgeprägt und können in verschiedenem Alter erstmals auftreten.
Die primäre Laktoseintoleranz entsteht eigenständig (im Gegensatz zur sekundären Form). Der zugrundeliegende Mangel an Laktase entwickelt sich entweder natürlicherweise im Zuge des Heranwachsens (physiologischer Laktasemangel) oder besteht von Geburt an (neonataler Laktasemangel):
Neugeborene können Laktose normalerweise ohne Probleme verstoffwechseln – das müssen sie auch, denn die Muttermilch enthält Laktose (sogar mehr als die Kuhmilch). Deshalb produziert der kleine Körper reichliche Mengen des Enzyms Laktase, das für die Laktose-Verwertung notwendig ist.
Sobald das Baby von der Milch entwöhnt wird (Abstillen), geht die Laktase-Produktion aber deutlich zurück - die Verträglichkeit für Milchzucker sinkt. Es entwickelt sich ein natürlicher (physiologischer) Laktasemangel – meist zwischen dem 5. und 20. Lebensjahr. Nehmen Betroffene dann mehr Milchzucker auf, als die wenige noch vorhandene Laktase im Dünndarm spalten kann, treten Laktoseintoleranz-Symptome auf.
Wie viel Laktose vertragen wird, ist individuell sehr verschieden und hängt auch von der genetischen Veranlagung ab. Während zum Beispiel die Mehrzahl der erwachsenen Afrikaner und Asiaten laktosintolerant ist, finden sich unter den erwachsenen Nordeuropäern relativ wenig Betroffene.
Dabei handelt es sich um eine angeborene Laktoseintoleranz beim Baby – eine sehr seltene Stoffwechselkrankheit. Der Körper kann hier aufgrund eines Gendefekts vom Lebensbeginn an entweder überhaupt keine Laktase produzieren oder nur in winzigen Mengen. Man spricht deshalb auch von einer absoluten Laktoseintoleranz.
Die betroffenen Babys bekommen bereits nach wenigen Tagen anhaltenden Durchfall durch die Muttermilch. Stillen ist dann nicht möglich. Unter Umständen kann die ungespaltene Laktose über die Magen- und Darmschleimhaut sogar direkt in die Blutbahn gelangen und dort schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Als Therapie kommt nur ein lebenslanger Verzicht auf Laktose infrage.
Wenn Neugeborene Probleme mit Milchzucker haben, muss nicht zwangsläufig eine angeborene Laktoseintoleranz dahinterstecken. Der Verdauungstrakt kann in den ersten Lebenswochen allgemein sehr empfindlich reagieren. Manchmal läuft auch die Laktaseproduktion noch nicht einwandfrei, in der Regel geht diese Problematik aber bald zurück.
Im Unterschied zur primären Laktoseintoleranz ist die sekundäre Laktoseintoleranz die Folge einer anderen Erkrankung. Die Produktion der Laktase wird hierbei nicht natürlicherweise, sondern durch eine Schädigung der Darmschleimhaut gedrosselt. Mögliche Auslöser sind zum Beispiel:
Auch ein operativer Eingriff im Magen-Darm-Trakt kann dazu führen, dass der Patient Milchzucker nicht mehr oder nicht mehr so gut verträgt.
Eine sekundäre Laktosintoleranz kann wieder verschwinden, sobald die zugrundeliegende Ursache erfolgreich behandelt wurde und sich die Schleimhautzellen im Darm erholt haben (etwa von einer Darminfektion).
Folgende Symptome treten bei Laktose-Intoleranz typischerweise auf, sobald eine individuell unverträgliche Menge an Milchzucker im Darm landet:
Die Blähungen und Bauchschmerzen entstehen durch die Gase, die von den Bakterien im Dickdarm beim Zersetzen des unverdauten Milchzuckers produziert werden. Weitere Abfallstoffe, die dabei entstehen – nämlich Milch- und Fettsäuren–, wirken "wasserziehend". Dadurch strömt vermehrt Flüssigkeit in den Darm ein und erzeugt Durchfall.
Paradoxerweise kann Laktoseintoleranz auch zu Verstopfung führen. Und zwar dann, wenn bei der bakteriellen Laktosezersetzung überwiegend Methan produziert wird. Dieses Gas verlangsamt die Darmtätigkeit und löst so Darmträgheit aus.
Die beschriebenen Laktoseintoleranz-Symptome können von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausfallen beziehungsweise individuell unterschiedlich wahrgenommen werden. Manche Betroffene haben nach jeder laktosehaltigen Mahlzeit ausgeprägte Beschwerden, während andere kaum mehr als ein leichtes Unwohlsein verspüren. Dabei beeinflussen im Wesentlichen folgende Faktoren die Laktoseintoleranz-Symtome:
Hinter einer Laktoseintoleranz steckt ein Mangel am Enzym Laktase. Wie ausgeprägt dieser Mangel ist, ist individuell sehr verschieden. Bei einigen Betroffenen wird so gut wie gar keine Laktase mehr produziert, weshalb sie oft entsprechend empfindlich auf jegliche Zufuhr von Laktose reagieren. Andere verfügen noch über eine gewisse Enzymmenge, sodass sie wenigstens kleine Mengen an Milchzucker vertragen.
Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.
Natürlich spielt der Laktosegehalt in einer Mahlzeit eine entscheidende Rolle. Je mehr Milchzucker darin enthalten ist, desto stärker fallen die Symptome bei einer Laktoseintoleranz aus.
Außerdem hat auch die weitere Zusammensetzung der Nahrung Einfluss. Denn je nachdem, mit welchen anderen Nährstoffen Laktose aufgenommen wird, kann sich das unterschiedlich auf die Verarbeitung im Darm auswirken. Ein Beispiel sind Sauermilchprodukte (wie Joghurt oder Kefir): Sie enthalten zwar relativ viel Milchzucker, werden bei Laktoseintoleranz aber dennoch oft gut vertragen. Der Grund dafür sind die ebenfalls reichlich enthaltenen Milchsäurebakterien – sie können im Darm größere Mengen Milchzucker abbauen.
In jedem Menschen leben im Dickdarm etwas andere Bakterien als Teil der Darmflora (= Gesamtheit der natürlicherweise im Darm lebenden Mikroorganismen). Je besser diese Mitbewohner den Milchzucker abbauen können, umso heftiger fallen die Beschwerden bei Laktoseintoleranz aus. Dabei variiert nicht nur die Menge an produzierten Gasen, sondern die Mikroorganismen bilden auch unterschiedliche Gase. Wenn sie beispielsweise überwiegend Kohlenstoffdioxid produzieren, sind die Darmwinde weniger übelriechend, als wenn sie vermehrt Methan erzeugen.
Der Weg, den die Nahrung bei der Verdauung nimmt, ist zwar bei allen Menschen der gleiche. Die Zeit, die sie dafür braucht, allerdings nicht. Bis zum Magen gibt es kaum Unterschiede, aber wie schnell der Nahrungsbrei durch den Darm transportiert wird, ist individuell sehr unterschiedlich.
Das wiederum hat Einfluss auf die Laktoseintoleranz-Symptome. Denn je länger der Nahrungsbrei im Dünndarm verweilt, desto mehr Zeit hat die Laktase zur Verfügung, um den Milchzucker zu spalten. Wandert er dagegen schnell weiter, gelangt mehr unverdaute Laktose in den Dickdarm und führt dort zu den typischen Beschwerden.
Die Dauer des Nahrungstransports durch den Dünndarm variiert ungefähr zwischen einer und zweieinhalb Stunden, liegt aber bei manchen Menschen sogar außerhalb dieses Bereichs. Dementsprechend variiert auch die Zeit, nach der bei den Betroffenen Laktoseintoleranz-Symptome auftreten.
Jeder Mensch nimmt Schmerz unterschiedlich wahr. Wo die einen längst zum Arzt gehen, merken andere kaum etwas. Auch bei einer Milchzuckerunverträglichkeit fühlen sich die Beschwerden individuell verschieden heftig an.
Die bei Laktoseintoleranz auftretenden Schmerzen im Bauch entstehen durch die übermäßige Dehnung des Darms durch die vielen Gasen, die bei der bakteriellen Verwertung der Laktose anfallen. Bei Patienten mit einem Reizdarmsyndrom zum Beispiel liegt generell eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit im Magen-Darm-Trakt vor. Wenn diese Menschen dann zusätzlich noch eine Milchzuckerunverträglichkeit haben, nehmen sie diese umso heftiger wahr. Andererseits gibt es Menschen mit Laktoseintoleranz, die keine oder nur geringe Symptome zeigen, obwohl sie erwiesenermaßen Milchzucker nicht verdauen können.
Laktoseintoleranz-Symptome wie Blähbauch und Bauchschmerzen können heftiger ausfallen, wenn Betroffene in der Öffentlichkeit aus Schamgefühl die mitunter übel riechenden Darmwinde aus Schamgefühl zurückhalten. Die Gase, die nicht entweichen können, dehnen die Darmwand, was zusätzliche Beschwerden verursacht.
Neben Magen-Darm-Beschwerden können bei Laktoseintoleranz auch folgende Symptome auftreten:
Diese Laktoseintoleranz-Anzeichen sind zwar nicht typisch, können jedoch in einigen Fällen zusätzlich zu den Magen-Darm-Beschwerden oder sogar allein auftreten. In letzterem Fall ist die Nahrungsmittelunverträglichkeit nur schwer zu erkennen.
Wie eine Milchzuckerunverträglichkeit überhaupt Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Trakts verursachen kann, wird noch diskutiert. Eine mögliche Erklärung: Bei der bakteriellen Zersetzung der Laktose im Dickdarm entstehen giftige Stoffwechselprodukte, die ins Blut gelangen. Diese könnten in verschiedenen Körperstrukturen (vor allem im Nervengewebe) Probleme verursachen.
Eindeutig diagnostizieren lässt sich eine Laktoseintoleranz anhand der typischen Symptome nicht. Denn Magen-Darm-Beschwerden treten auch bei vielen anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und anderen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts auf. So kann beispielsweise eine Kuhmilchallergie auch die typischen Laktoseintoleranz-Symptome hervorrufen – nicht immer kommen spezifische allergische Beschwerden hinzu.
Außerdem hat jeder Mensch ab und zu mal Blähungen und Bauchschmerzen, so dass diese Symptome oft lange Zeit nicht mit einer Laktoseintoleranz in Verbindung gebracht werden und auch von Ärzten nicht immer sofort als Laktoseintoleranz-Symptome erkannt werden.
Wenn Sie bei sich oder Ihrem Kind anhaltende Magen-Darm-Beschwerden beobachten, sollten Sie grundsätzlich zum Arzt gehen, um die Ursache zu finden. Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Laktoseintoleranz ist der Hausarzt oder ein Facharzt für innere Medizin.
Als Erstes wird der Arzt Sie ausführlich zu Ihren Beschwerden, eventuellen Vorerkrankungen und der Einnahme von Medikamenten befragen. So erstellt er Ihre Krankengeschichte (Anamnese), was ihm erste Hinweise auf die möglichen Ursachen Ihrer Beschwerden geben kann. Mögliche Fragen des Arztes sind beispielsweise:
Sie können vor dem Arztbesuch auch eine Zeitlang Tagebuch führen, in welchem Sie Ihre Mahlzeiten und eventuell auftretende Beschwerden dokumentieren. Die genauen Aufzeichnungen helfen dem Arzt bei der Diagnosefindung.
Nach dem Anamnesegespräch folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei hört der Arzt mit dem Stethoskop den Bauch ab, um Darmgeräusche beurteilen zu können. Außerdem tastet er behutsam den Bauch ab. Die körperliche Untersuchung dient vor allem dazu, andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Gegebenenfalls sind dazu auch weitere Untersuchungen notwendig, zum Beispiel eine Bestimmung der Entzündungswerte im Blut oder eine Ultraschalluntersuchung des Bauches.
Vermutet der Arzt eine Laktoseintoleranz als Ursache Ihrer Beschwerden, kann er zur Klärung einen Diät- oder Auslasstest mit anschließendem Belastungstest vorschlagen: Dazu müssen Sie zuerst für eine gewisse Zeit auf Milch und Milchprodukte verzichten. Dann bekommen Sie eine Milchzuckerlösung zu trinken, um zu schauen, wie Ihr Körper darauf reagiert.
Ebenfalls möglich ist ein Laktose-Toleranz-Test mit Blutzuckermessung vor und nach dem Trinken einer definierten Milchzuckerlösung. Wenn Sie Milchzucker nicht verwerten können, steigt Ihr Blutzuckerspiegel durch die Trinklösung nicht an.
Am häufigsten wird aber der sogenannte Wasserstoffatemtest (H2-Atemtest) zur Diagnose einer Laktoseintoleranz verwendet. Er beruht darauf, dass die Darmbakterien beim Zersetzen des Milchzuckers auch Wasserstoffgas produzieren. Dieses kann in der Ausatemluft nachgewiesen werden.
Wie die einzelnen Tests im Detail funktionieren und welche Vor- und Nachteile sie jeweils haben, erfahren Sie im Beitrag Laktoseintoleranz-Test
Informieren Sie sich hier, welche Untersuchungen bei dieser Erkrankung sinnvoll sein können:
Mit einer laktosearmen bzw. laktosefreien Ernährung - angepasst an die individuelle Laktose-Verträglichkeit - lassen sich die Symptome einer Laktosintoleranz meist vermeiden oder zumindest verringern. Wer doch einmal ein Stück Sahnetorte oder ein Milcheis genießen möchte, kann eventuell vorher ein Präparat mit dem Enzym Laktase einnehmen. Das beugt Beschwerden vor.
Eine sekundäre Laktoseintoleranz lässt sich oftmals komplett beseitigen, wenn es gelingt die zugrunde liegende Erkrankung erfolgreich zu behandeln.
Wichtig ist bei einer Laktoseintoleranz, die Ernährung so anzupassen, dass keine oder zumindest möglichst wenig Beschwerden auftreten. Dazu darf dem Körper nur so viel Milchzucker zugeführt werden, wie er vertragen kann. Wie viel das konkret bedeutet, lässt sich nur durch Ausprobieren herausfinden. Jeder Mensch besitzt nämlich eine andere Toleranzgrenze hinsichtlich Laktose. Manche Menschen mit Laktosintoleranz müssen sehr strikt auf Milchzucker verzichten (etwa bei neonatalem Laktasemangel). Viele können aber zumindest kleine Mengen Milchzucker verwerten.
Passende Rezepte für eine laktosefreie Ernährung und weitere Tipps und Infos finden Sie auf Laktosefreie Rezepte.
Um eine laktosefreie bzw. laktosearme Ernährung planen zu können, muss man den ungefähren Laktosegehalt von Lebensmitteln kennen. Dieser hängt nicht nur von der Produktart (z.B. Milch, Käse), sondern oft auch von der Produktsorte ab. Beispielsweise gilt beim Käse allgemein: Je länger der Käse gereift ist, desto niedriger ist der Laktosegehalt. Daher werden Hartkäse wie Parmesan oder reifer Gouda bei Laktoseintoleranz meist gut vertragen, weil sie so gut wie keine Laktose enthalten.
Hier eine Liste ausgewählter Lebensmittel mit ihrem Laktosegehalt pro Portion:
rein pflanzliche Fette u. Öle
Hüttenkäse / körniger Frischkäse
die meisten Hart- und Schnittkäse (z.B. Gouda, Emmentaler)
Bei Milchprodukten wie Joghurt und Topfen ist zu beachten, dass Fruchtzusätze und Fettgehalt den Gehalt an Milchzucker verändern. So enthalten etwa Produkte mit hohem Fettgehalt weniger Laktose als fettärmere Produkte.
Außerdem gilt: Sauermilchprodukte (wie Joghurt, Sauer- oder Buttermilch, Kefir) werden trotz ihres recht hohen Laktosegehalts oft gut vertragen, und zwar dank der enthaltenen Milchsäurebakterien (siehe oben).
Viele Lebensmittel können Laktose enthalten, obwohl man es nicht vermutet, so zum Beispiel:
Gerade bei Fertigprodukten sollten Sie die Zutatenliste genau durchlesen. Die Nahrungsmittelindustrie benutzt Milchzucker gerne als Füllmittel, um Lebensmitteln einen „volleren“ Geschmack im Mund zu verleihen. Deswegen taucht Milchzucker zum Beispiel in Brot, Fleisch und vielen Fertiggerichten auf - wenn auch oft in vernachlässigbar geringen Mengen
Auch viele Medikamente enthalten Laktose als Bindemittel, allerdings ebenfalls meist in irrelevanten Mengen. Lesen Sie aber vor der Einnahme immer genau die Packungsbeilage mit den Inhaltsstoffen durch und lassen Sie sich gegebenenfalls von einem Arzt oder Apotheker beraten.
Gerade am Anfang erscheint die „Welt des Milchzuckers“ noch recht unübersichtlich, aber mit zunehmender Erfahrung wissen die Betroffenen meist sehr genau, was trotz Laktoseintoleranz gegessen werden kann und was nicht. Für professionelle Beratungen bezüglich der richtigen Ernährung bei Laktoseintoleranz kann man auch zu ausgebildeten Diätologen gehen.
In den letzten Jahren hat die Industrie vermehrt Produkte für Menschen mit Laktoseintoleranz auf den Markt gebracht. Sie enthalten kaum oder keinen Milchzucker mehr und sind speziell gekennzeichnet:
Als "laktosefrei" dürfen Produkte bezeichnet werden, die weniger als 0,1 Gramm Laktose pro 100 Gramm Nahrungsmittel enthalten. Diese geringen Mengen werden von Menschen mit einer Laktoseintoleranz normalerweise problemlos vertragen. Gerade laktosefreie Milchprodukte sind für Betroffene von Vorteil, weil sie damit einem Kalziummangel vorbeugen können.
Mit dem Label "laktosefrei" werden aber manchmal auch Lebensmittel beworben, die von vornherein keinen Milchzucker enthalten - etwa Haferflocken oder Pflanzenöl. Hier lohnt sich ein Preisvergleich: Ein identisches Produkt ohne dem Aufdruck "laktosefrei" kann unter Umständen preisgünstiger sein.
Auch, wenn laktosefreie Lebensmittel im Moment ein wenig wie ein Lifestyle-Produkt scheinen: Menschen ohne Laktoseintoleranz profitieren nicht von ihnen und erleichtern mit ihrem Kauf unnötig ihren Geldbeutel.
Manche Menschen mit Laktoseintoleranz greifen zu Laktase-Tabletten oder -Kapseln, wenn sie sich ausnahmsweise einmal einen Vanillepudding, ein Stück Käsesahnetorte oder ein Milcheis gönnen möchten. Das Enzympräparat wird kurz vor oder während des Essens eingenommen, soll die Verwertung des aufgenommenen Milchzuckers verbessern und so die Symptome der Milchzuckerunverträglichkeit verhindern oder zumindest lindern.
Bislang ist diese Wirksamkeit aber nicht in Studien belegt. In den wenigen vorliegenden Untersuchungen konnten Laktase-Präparate bei den Teilnehmern nicht die Laktoseintoleranzsymptome lindern oder verhindern.
Milch und Milchprodukte enthalten reichlich Kalzium. Durch den Verzicht auf diese Lebensmittel leidet bei Menschen mit Laktoseintoleranz oft die Kalziumversorgung, was das Risiko für Osteoporose erhöht. Insbesondere bei Kindern kann durch den Verzicht auf Milch und Milchprodukte ein Kalziummangel und damit eine Knochenmineralisationsstörung entstehen. Deshalb kann die Einnahme von Kalziumpräparaten sinnvoll sein. Besprechen Sie dies mit Ihrem behandelnden Arzt.
Außerdem sollten Betroffene öfters andere kalziumreiche Lebensmittel auf ihren Speiseplan setzen, zum Beispiel grünes Blattgemüse, Kokosflocken oder Sesam.
Grundsätzlich ist eine Laktoseintoleranz nur selten der alleinige Grund für eine Osteoporose.
Die Laktoseintoleranz ist weder lebensbedrohlich noch schränkt sie die Lebenserwartung ein. Mit einer milchzuckerarmen Diät sind die meisten Betroffenen aber beschwerdefrei. Gegebenenfalls kann auch eine strikt laktosefreie Ernährung nötig sein - etwa bei neonatalem Laktasemangel.
Dieser angeborene Laktasemangel ist ebenso wie die zweite Form von primärer Laktoseintoleranz (physiologischer Laktasemangel) nicht heilbar. Die Beschwerden lassen sich nur mit einer individuell angepassten Ernährung in den Griff bekommen.
Die sekundäre Laktoseintoleranz dagegen kann wieder verschwinden (oder sich zumindest bessern), wenn man die zugrundeliegende Ursache behandelt und die Darmschleimhaut sich dadurch wieder erholt.
Auch wenn die große Auswahl an laktosefreien Produkten in Supermärkten und Restaurants etwas anderes vermuten lässt - Menschen mit Laktoseintoleranz sind in Europa die Minderheit. Europaweit vertragen nur etwa 5 bis 15 Prozent der Bevölkerung keinen Milchzucker. Die geringste Anzahl an Betroffenen weist dabei Nordeuropa auf.
In anderen Weltregionen dagegen befindet man sich mit einer Laktoseintoleranz in bester Gesellschaft. So sind etwa in Afrika und Ostasien 65 bis weit über 90 Prozent aller Erwachsenen laktoseintolerant.
Betrachtet man die Weltbevölkerung insgesamt, weisen etwa 70 bis 80 Prozent aller Menschen eine Laktoseintoleranz auf, wobei aber nicht alle Betroffenen auch Symptome zeigen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor - zuerst als Redakteurin und seit 2012 als freie Autorin.
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