bis 2050 soll die Europäische Union klimaneutral werden. Das ist angesichts immer besorgniserregenderer Klimanachrichten natürlich zu begrüßen – aber durchaus ambitioniert. In die Quere kommt hier vor allem eine ganze Riege ausgabefreudiger Lobbyisten der fossilen Industrie. Zwischen 2010 und 2019 hatten die Größten der Branche – darunter BP, Chevron, ExxonMobil, Shell und Total – mehr als 250 Millionen Euro für derartige Tätigkeiten übrig.
Am heutigen Mittwoch lohnt sich deshalb ein kritischer Blick nach Straßburg. Dort stimmt das EU-Parlament über mehrere wichtige Klimagesetze ab, allen voran die Verbannung von Verbrennungsmotoren ab 2035. Wie der Deutschlandfunk berichtet, gab es im Vorfeld mehrere Vorstöße von Lobbyisten und Fachleuten zu dem Thema. Neben vereinzelten Mails von Nichtregierungsorganisationen kam dabei der Löwenanteil von einer ganz bestimmten Seite. „Der Lobbyansturm zerschießt uns gerade jegliche Chance auf das 1,5 Grad Ziel. Es ist zum Heulen“, klagt der Grünen-Europaabgeordnete Michael Bloss.
Wir machen weiter – mit der Presseschau und ganz allgemein. Angenehme Lektüre!
Ob ein Tier ein besseres oder schlechteres Leben hatte, bevor es als Wurst, Schnitzel, Steak auf dem Teller landet, wird künftig auf der Verpackung zu sehen sein: Der grüne Bundesagrarminister Cem Özdemir hat gestern Eckpunkte für eine staatliche Kennzeichnung vorgestellt, die Pflicht werden soll. Die Kennzeichnung soll fünf Stufen haben. „Stall“ wird für eine Haltung stehen, die den gesetzlichen Mindestanforderungen entspricht. Bei „Stall+Platz“ soll das Schwein 20 Prozent mehr Platz haben, der Stall etwas komfortabler eingerichtet sein. „Frischluftstall“ heißt: Das Schwein hat 46 Prozent mehr Platz, eine Seite des Stalls ist offen. Bei „Auslauf/Freiland“ kann das Tier mindestens acht Stunden am Tag raus. Dazu kommt die Stufe: „Bio“. Wie die Tiere transportiert und geschlachtet werden, spielt für das Label keine Rolle, das soll gesetzlich geregelt werden. Wer schummelt, soll mit Bußgeldern rechnen müssen. Details gibt es bei taz.de
Während Pakistan und Indien in der jüngsten Hitzewelle brüteten, wurde in Jacobabad eine Rekordtemperatur von 51 Grad Celsius gemessen. Normalerweise beginnt die Sommerhitze hier in der letzten Maiwoche. Dieses Jahr war das erste Mal, dass sie bereits im März begann und jetzt vermutlich bis August anhalten wird. Nun herrscht in der pakistanischen Stadt Angst, denn Jacobabad ist besonders stark von der globalen Erwärmung betroffen. Das liegt zum Teil daran, dass sie an einem Ort liegt, an dem die Wintersonne direkt einfällt und stärker wärmt. Außerdem wurden die meisten Bäume, die der Stadt und den umliegenden Feldern früher Schatten spendeten, abgeholzt und verkauft oder in Kochherden verbrannt. Ein beunruhigter Aktivist sagt: „Wir befürchten, dass in Jacobabad in den nächsten Jahren niemand mehr wohnen kann, weder Menschen noch Tiere.“ Rahmat Tunio hat für seine Reportage im Freitag mit den Menschen vor Ort gesprochen
In den wärmeren Perioden, in denen das arktische Eis schrumpfte, überschnitten sich die Verbreitungsgebiete der damaligen Polar- und Braunbären (Ursus arctos), was eine Kreuzung der beiden Arten ermöglichte. Ob und wie moderne Eisbären dadurch geformt wurden, war bislang aber umstritten. Ein internationales Team hat sich nun in einer neuen Studie mit der verschlungenen Evolutionsgeschichte von Eis- und Braunbären befasst: Wie die Forschenden im Fachblatt „PNAS“ berichten, ging der Genfluss vor allem von den generalistischen Braunbären in Richtung der auf die Arktis spezialisierten Eisbären. Solche Hybridisierungen finden auch heute noch statt und werden aufgrund der Erderwärmung künftig wahrscheinlich häufiger zu beobachten sein. Hintergründe liefert das Redaktionsnetzwerk Deutschland
Polen will sich mit einer 200 Kilometer langen Mauer aus Stahl von Belarus abschotten. Der neue Eiserne Vorhang soll Ende Juni fertig sein. Anwohner und Naturschützende fürchten um eine der letzten großen Wildnisgebiete Europas. Die neue Grenzmauer bedroht das ökologische Gleichgewicht in der bedeutsamen Naturregion: „Luchse, Elche, Wisente – alle überqueren permanent die Grenze“, sagt Anwohner Adam Wajrak aus eigener Anschauung. Wegen der Luchse ist er besonders besorgt: „Ich fürchte, die Mauer wird die hiesige Population zum Aussterben bringen.“ Mit dieser Meinung steht er nicht allein. In einem Brief haben sich führende polnische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewandt. „Mit dem Bau der Mauer wird eine Barriere mit verheerenden Folgen geschaffen, die zu einer dauerhaften Unterbrechung der Verbindung der ökologischen Korridore auf nationaler und europäischer Ebene führt“, warnen die Experten aus allen Disziplinen der Naturwissenschaft. Das Spektrum Magazin hat sich näher mit dem Thema befasst
Um ihre wertvollen Samen nur bei passenden Bedingungen freizusetzen, schließen Kiefernzapfen ihre Schuppen bei Feuchtigkeit. Dieser passive Mechanismus wird dabei – entgegen bisheriger Annahmen – nicht nur von einer anschwellenden Gewebeschicht verursacht. Neueste Analysen eines Forschungsteams um Carmen Eger von der Universität Freiburg zeigen, dass alle Schichten im Zapfen in der Lage sind, Wasser aufzunehmen und somit zur Schließung der Zapfenschuppen beitragen. Um den Einfluss der Feuchtigkeit auf die verschiedenen Gewebeschichten zu untersuchen, führten die Forschenden Messungen zum Benetzungsverhalten und der Wasseraufnahme der Kiefernschuppe von Pinus wallichiana durch. Der nun besser verstandene Schließmechanismus der Kiefernzapfen kann in Zukunft auch als Inspiration für bionische Klappensysteme dienen. Ähnlich den Kiefernzapfen sollen diese auf Feuchtigkeit reagieren und beispielsweise zur Klimaregulierung in Gebäudehüllen zum Einsatz kommen. Es berichtet natur.de
Das Soja, das aus Brasilien nach Europa verschifft wird, kommt meist aus Zentralbrasilien, zunehmend aber auch aus Regionen im Norden des Landes – aus Regionen wie der Heimat von dos Santos. Von hier aus fahren die großen Schiffe den Amazonas entlang bis zur Küste, bevor sie über den Atlantik nach Europa übersetzen. Und so kommt es, dass das Dorf der Munduruku im Regenwald verbunden ist mit dem Schnitzel, das in Hannover oder Cuxhaven auf den Teller kommt. Kein Land in der EU produziert so viel Fleisch wie Deutschland, kein Land auf der Welt so viel Soja wie Brasilien. Für das Fleisch braucht man Soja – zur Fütterung der Hühner, Schweine und Rinder. Und um Soja anzubauen, wird in Brasilien Regenwald gerodet. Seit Jahren wollen Supermarktketten auf dieses Soja verzichten – aber kaum etwas ändert sich. Warum? Mit dieser Frage beschäftigt sich Maria Mast in einer Reportage für Zeit Online
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